Diese Menschen gehen seltener zum Arzt, müssen weitere Wege gehen, um dort hin zu kommen. Sie müssen mit Sprachbarrieren umgehen und verstehen oft nicht, wie sie sich gut um die eigene Gesundheit kümmern können. Die Folge: Menschen, die arm sind sterben rund zehn Jahre früher.
Zuerst ging es für beide SoVD-Landesvorsitzenden zur Poliklinik Veddel, die ein soziales Stadtteilgesundheitszentrum ist für rund 5.000 Menschen. Gesundheitsmanagerin und Projektleiterin Milli Schroeder erläuterte das Konzept der Klinik, das vor allem auf niedrigschwellige und übergreifende medizinische Beratung und Betreuung im Quartier setzt. An drei Standorten gibt es eine allgemeinärztliche Versorgung, eine Sozial- und Gesundheitsberatung, eine Psychologische Beratung und Hebammenversorgung.
Besonders interessant fanden Klaus Wicher und Ursula Engelen-Kefer die Idee, mit einer Community Health Nurse, einer Art Quartier-Krankenschwester, näher an die Menschen im Stadtteil heranzurücken.
Der Besuch führte dann zum medizinischen Versorgungszentrum VivaQ in Hamburg Mümmelmannsberg, das ebenfalls auf den Stadtteil abgestimmt ist. Hier arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen in enger Kooperation unter einem Dach, um ein möglichst breites ganzheitliches Behandlungsspektrum anbieten zu können.
Alexander Fischer, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Gesundheit in Billstedt/Horn, erläuterte das Versorgungsangebot, vor allem der dort angesiedelte Gesundheitskiosk war von großem Interesse.
Klaus Wichers Fazit am Ende das Tages war eindeutig: "Stadtteile und Quartiere, in denen vorwiegend Menschen mit wenig Einkommen leben, brauchen mehr und besser abgestimmte ärztliche Versorgung. Hier ist die Beratung noch wichtiger als in anderen Teilen der Stadt. Dies ist nur möglich, wenn Sprachbarrieren abgebaut werden. Insgesamt gibt es nicht ein Konzept, sondern wahrscheinlich unterschiedliche, die sich individuell an den Bedarf der Bewohner*innen anpassen können".
"Gesundheitsprojekte in Hamburg zeigen, wie dringend umfassende Gesundheitszentren in schwach strukturierten Stadtteilen für Menschen ohne und mit Migrationshintergrund sind. Dies gilt besonders für Berlin mit den großen Unterschieden in Bezirken und Stadtteilen für die Gesundheitsversorgung. Entscheidend ist dabei die Verknüpfung von Gesundheit sowie sozialer Lage in dem lokalen Wohnumfeld und muss in das Gesundheitsstärkungsgesetz aufgenommen werden", so das Resümee von Ursula Engelen-Kefer nach ihrem Besuch in Hamburg.