Wie können Konzepte und Lösungen für die Zukunft der Pflege aussehen?
Pflege-Expertinnen, Betroffenen und Landespolitiker*innen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU tauschten sich auf dem SoVD Pflege-Fachtag am 9. Oktober in Hannover mit Impuls- und Fachvorträgen, Gesprächen und Diskussionsbeiträgen darüber aus.
Nur eine „Teilkaskoversicherung“
In Deutschland werden über 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, zum großen Teil von ihren Angehörigen. Aber auch im professionellen Pflegesystem, wie zum Beispiel bei stationärer Unterbringung gibt es erhebliche Probleme und Mängel, die durch den demografischen Wandel weiter zunehmen werden.
Die Kosten für Pflegeheime explodieren und immer mehr pflegebedürftige Menschen sind auf Sozialhilfe angewiesen, da das derzeitige Konzept der Sozialen Pflegeversicherung (SGB XI) nur als „Teilkaskoversicherung“ angelegt ist und zahlreiche Pflegeleistungen von den Versicherten selbst getragen werden müssen und das seit seiner Einführung 1995.
Selbstverständlich wird einkalkuliert, dass Familienangehörige, hauptsächlich Frauen, kostenlos die Hauptlast der Pflege tragen sollen.
Die Bewältigung der Pflege muß als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden. Es braucht grundlegende Reformen auf Bundesebene mit tragfähigen Lösungen, an denen gemeinsam gearbeitet werden muß.
„Das große Ganze - Problematisierung des Gesamtsystems Pflege“
In einem einstündigen Fachvortrag von Professorin Dr. Martina Hasseler, wurde deutlich, dass es in der Pflege viele Baustellen gibt.
Eine davon ist, dass das SGB XI fälschlicherweise mit fachpflegerischer Versorgung und Pflegeberufen in Zusammenhang gebracht wird; die pflegefachlichen Leistungen sind nirgendwo leistungsrechtlich abgesichert. Ein eigenes Leistungsrecht für Pflegefachberufe müßte die Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und die kodifizierten Leistungen, die die Basis für die Leistungserbringung festlegen. Daher ist eine Ergänzung eines Sozialgesetzbuches für die berufliche Pflege dringend nötig, wie es auch der SoVD fordert, um die Pflegeberufe systemrelevant im Gesundheitssystem zu verankern. Deutschland hat ein Gesundheitssystem, das über Sozialgesetzbücher und Selbstverwaltungsorgane funktioniert. Wer nicht in diesem System verankert ist, hat kein Mitspracherecht.
Eine der Forderungen, die der SoVD in seinem Positionspapier (gemeinsames Positionspapier des Sozialpolitischen Ausschusses für Frauen und Familienpolitik und der Jugend des SoVD Landsverbands Niedersachsen e.v. ) „Die Pflege brennt“ beschreibt, ist zum Beispiel für ausreichendes Personal in der stationären und ambulanten Pflege zu sorgen. Professionelle Pflegekräfte müssen auf gesellschaftlicher und arbeitsrechtlicher Ebene mehr unterstützt werden. Es braucht flexible Arbeitszeitmodelle und gute Aufstiegschancen sowie Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch durch eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf können neue Pflegekräfte gewonnen werden.