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Der Internationale Frauentag – Ein Rückblick auf 113 Jahre Kampf für Gleichberechtigung und Frauenrechte

Aktuelles

Der Internationale Frauentag am 8. März ist so etwas wie das Zentrum des Frauenmonats im SoVD. Als ältester und historisch bedeutsamster Tag wird der 8. März in diesem Jahr bereits zum 113. Mal gefeiert – und zwar international. In 29 Ländern der Welt ist er gesetzlicher Feiertag. In Deutschland hat das Land Berlin als erstes Bundesland den 8. März 2019 als gesetzlichen Feiertag eingeführt und war damit Vorreiter. Mecklenburg-Vorpommern folgte 2023.

Frauen demonstrieren für ihre Rechte. Foto: Pexels/Rubi Salgado

Warum ist der Internationale Frauentag, auch Weltfrauentag oder Frauenkampftag genannt, ein so wichtiges Datum für Frauen oder besser für die gesamte Gesellschaft? Weil er untrennbar mit dem Kampf der Frauen für das Frauenwahlrecht und für die rechtliche Gleichstellung mit den Männern insgesamt verbunden ist. All die Themen, die wir heute unter den modernen Stichworten Gleichstellung, Gleichberechtigung und Chancengleichheit behandeln, sind sozusagen die "Kür", auch wenn wir das Ziel der vollständigen Gleichberechtigung auf allen Ebenen noch nicht erreicht haben.

Im Rückblick wird deutlich, dass der Zugang der Frauen zu den gleichen Rechten, die den Männern aufgrund ihres Geschlechts einfach zustanden, in mühsamen Schritten und in einem langen, harten Kampf erkämpft werden musste. Eine der Vorkämpferinnen war die Sozialistin Clara Zetkin, die 1910 die Einführung eines Internationalen Frauentages vorschlug. Sie griff damit eine Idee aus den USA auf und setzte sich dafür ein. Am 19. März 1911 wurde der erste Frauentag in Deutschland gefeiert – ebenso wie in Dänemark, Österreich, Ungarn und der Schweiz. Seitdem gehen Frauen weltweit am Internationalen Frauentag, der erst seit 1921 auf den 8. März festgelegt wurde, für Frieden, Solidarität und demokratische (Grund-)Rechte auf die Straße.

Spezielle Forderungen, die in den Jahren zwischen der Einführung des Internationalen Frauentages und seinem Verbot in der Zeit des Nationalsozialismus auf der Agenda der Frauen standen, waren z.B. Arbeitszeitverkürzung ohne Lohneinbußen, Senkung der Lebensmittelpreise, regelmäßige Schulspeisung, Mutterschutz, insbesondere auch für ledige Mütter, Zugang zu Bildung und Berufsausbildung, Zugang zu legalem Schwangerschaftsabbruch oder Gleichberechtigung in der Ehe. In Deutschland stand das Frauenwahlrecht quasi als Kernforderung im Vordergrund. Es wurde erst 1918 eingeführt. Die erste demokratische Wahl, bei der Frauen nicht nur wählen, sondern auch ins Parlament gewählt werden konnten, fand im Frühjahr 1919 statt.

Wir wissen, dass die Zeit des Nationalsozialismus auch frauenpolitisch eine dunkle Zeit war, in der hart erkämpfte Rechte wieder zurückgenommen wurden. Umso wichtiger bleibt zu erwähnen, dass die Aufnahme des Gleichberechtigungsartikels "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in das 1948/49 neu erarbeitete Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auch vier Frauen, den sogenannten "Müttern des Grundgesetzes", zu verdanken ist. Es handelt sich um Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber und Helene Wessel, denen die Bundesregierung/das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend jüngst eine Gedenk- und Informationsbroschüre gewidmet hat, um ihre Verdienste ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Danach ging es – zumindest in der BRD – in sehr kleinen Schritten für die Frauen voran. Noch bis 1958 durfte beispielsweise der Ehemann entscheiden, ob seine Frau arbeiten durfte, oder ein bestehendes Arbeitsverhältnis kündigen. Erst seit 1962 können Frauen ein eigenes Konto bei einer Bank eröffnen und erst seit 1969 gelten verheiratete Frauen als voll geschäftsfähig. Bis zur Reform des § 177 StGB im Jahr 1997 war Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar, es wurde vielmehr vermutet, dass in der Ehe keine Vergewaltigung stattfand.

Während der 8. März in der DDR als "Tag der Frau" begangen wurde und als Höhepunkt der sozialistischen Frauenpolitik galt, konnte sich der Frauentag in der BRD aufgrund seiner sozialistischen Wurzeln erst in den 1970er Jahren im Zuge der neu erstarkten Frauenbewegung wieder als wichtiger Aktionstag etablieren.

1977 erkannte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 8. März offiziell als Internationalen Frauentag an. Vorausgegangen war das von der UNO 1975 ausgerufene "Internationale Jahr der Frau" – verbunden mit den übergeordneten Zielen Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden. Ziele, die auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene thematisiert und gestärkt werden sollen.

Medien

Dossier der SoVD-Abteilung Sozialpolitik zum Internationalen Frauentag

In diesem kurzen Erklärvideo aus der Reihe »Leicht Erklärt« des Stabsbereichs Chancengleichheit, Diversität und Familie der Universität Leipzig erhalten Sie einen Überblick über die historischen Schlaglichter des Internationalen Frauentags. 

Flyer „Der Weg zu Frauenwahlrecht und Demokratie – Eine Zeitleiste“ der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.