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Brandbrief: „Überall ist Corona, nur in den Frauenhäusern nicht“

Aktuelles

Die Landesvorsitzende und Vizepräsidentin des Sozialverbandes Deutschland Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer fordert den Berliner Senat auf, den Brandbrief der Berliner Frauenhäuser ernst zu nehmen

Plakat Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen

Mit einem „Brandbrief“ wandten sich Mitte Juni die Mitarbeiterinnen eines der sechs Berliner Frauenhäuser an die frauenpolitischen Sprecherinnen der Berliner SPD, Linken, Grünen, CDU.

Sie weisen damit auf bestehende, durch die Corona-Pandemie jedoch massive verschärfte Probleme der Berliner Frauenhäuser hin. Die Senatsverwaltung Gesundheit, Pflege, Gleichstellung erwartet, das trotz bestehender Schutzauflagen und entgegen der Pandemiepläne für Sammelunterkünfte, alle Betten in den Frauenhäusern belegt werden. Die Autonomie der Frauenhäuser darüber zu entscheiden ist schon seit langem ein heikles Thema auf dem politischen Parkett.    

Die Landesvorsitzende und Vizepräsidentin des Sozialverbandes Deutschland Prof. Dr. Ursula Engelen-Kefer fordert den Senat von Berlin auf, den Brandbrief der Berliner Frauenhäuser ernst zu nehmen. In keinem Fall dürfen Frauenhäuser gezwungen werden, eine zu enge Bettenbelegung vorzunehmen. Vielmehr ist der Senat gefordert, den Frauenhäusern endlich ausreichende Budgetmittel zur Verfügung zu stellen sowie die Personalnot zu beheben. Bereits Ende 2019 hatte die Landesvorsitzende die zuständige Senatorin in Berlin sowie die Landesregierung in Brandenburg aufgefordert, zusätzliche Vorkehrungen in den Frauenhäusern für Frauen und Kinder mit Behinderung zu treffen. Gerade in Zeiten von Corona kommt es darauf an, dass Gewalt bedrohte Frauen und ihre Kinder in den Frauenhäusern einen sicheren Schutz finden können.

Die Situation in Zahlen

In Deutschland mangelt es an 14.600 Plätzen in Frauenhäusern. Allein in Berlin fehlen über 600 Plätze,im Land Brandenburg sind es 361. Das Bundesministerium für Frauen hat aus diesem Grund ein Investitionsprogramm zum Aus-, Um- und Neubau Frauenhäusern und anderen Hilfseinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sowie zur deren Sanierung mit einer Laufzeit von vier Jahren im Zeitraum 2020 bis 2023 aufgelegt.

Schutz und Unterstützung in Berlin

In Berlin zählte die Polizei im gesamten Jahr 2019 mehr als 15.600 Personen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Seit März 2020 mit Beginn der Corona-Pandemie berichtete sie von 10 % mehr  häuslichen Übergriffen. Auch die  Berliner Gewaltschutzambulanz berichtet von einer Zunahme an  Klient*innen um 30 Prozent. Häusliche Gewalt umfasst neben körperlicher und sexueller auch unterschiedliche Formen psychischer Gewalt wie ständige Kontrolle, willkürliche Regeln, Kontaktverbote bis hin zu Drohungen.

Die erste repräsentative Studie zu den Erfahrungen von Frauen und Kindern mit häuslicher Gewalt während der Corona Pandemie, die erst jüngst veröffentlichst wurde, leitet aus den Ergebnissen folgende Empfehlungen ab:

Hilfsangebote müssen besser in der Öffentlichkeit beworben werden, z.b. durch große Plakate in Supermärkten. Telefonische Beratungsangebote müssen um Onlineangebote wie WhatsApp, Email und Online-Chat erweitert werden. Das Angebot an Notbetreuungen für Kinder muss erweitert und für mehr Familien bereitgestellt werden, da das Konfliktpotenzial in Haushalten mit Kindern deutlich erhöht ist.

Audiofile: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen

PDF: Hilfetelefone

PDF: Angebote bei häuslicher Gewalt von Bund und Land 

PDF: Brandenburg Hilfen bei häuslicher Gewalt

PDF: Initiative Infoblatt

PDF: Schreiben an Dr. Elke Mandel